Soll ich bei Mobbing klagen?
Klagen, wer will schon klagen? Sein Leid klagen, das wird oft mit „Weichei“ gleichgesetzt. Wer will schon Weichei sein? Man will stark, tapfer, mutig sein. Manchmal ist der Mensch stark im Verdrängen. Nicht hinsehen, nicht wahrnehmen. Wegschieben. Mobbing, gibt´s doch gar nicht. Ich schaff das schon. Ich lass mich nicht einschüchtern, ich nehme die Warnzeichen nicht für bare Münze. Ich komme klar. Ich mache einfach so weiter. Eine Strategie, die viele Menschen fahren. Fahren, bis der Mensch zerbricht. Dann bäumt er sich noch einmal auf, reißt das Steuer um und klagt. Schreit. Trampelt. Schlägt um sich.
Das innere Kind schreit nach Rache!
Das innere Kind bricht sich Bahn. Auch keine Lösung. Anwälte leben von Klagen. Anwälte sind aber auch nur Menschen und kein Vater- oder Mutterersatz. Denken Sie daran, dass Klagen unter Freunden in Ordnung geht, aber vor Gericht werden Sie selten die Genugtuung und die Empathie erstreiten können, die Sie sich im Traum so sehr ersehnen. Die Frage nach der Klage ist gut, aber nicht unbedingt zielführend. Sie ist nur ein erster Schritt von vielen, von vielen kleinen Schritten, die Sie gehen müssen. Sie müssen sie gehen, leider nimmt Ihnen das niemand das ab. Es gibt keinen Übervater, keine Übermutter, die Ihnen aus dem Schlamassel hilft. Andere können Sie stützen und Ihnen helfen, aber die Schritte müssen Sie gehen. Sie müssen sich überhaupt erst einmal helfen lassen.
Klagen in der Öffentlichkeit?
Wollen Sie klagen – in aller Öffentlichkeit? Wollen Sie alles noch einmal durchleben? Überlegen Sie es sich gut! Derweil lesen Sie weiter und lassen Sie sich inspirieren. Nehmen Sie sich Zeit. Gute Gedanken brauchen Zeit. Dann können Sie sich schon einmal innerlich aus der Mobbing Situation entfernen und den nötigen Abstand gewinnen.
Soll ich bei Mobbing kündigen?
Der einfachste Schritt bei Mobbing wäre die Kündigung. Einen Schlußstrich ziehen, weglaufen, einknicken, werden manche sagen, vielleicht auch Ihre innere Stimme. Vielleicht ist an dem Mobbing an ihrem Arbeitsplatz etwas dran. Vielleicht geschieht es mir ja recht? Wenn ich kündige, gestehe ich ein, dass die Angriffe einen Grund haben. Wenn ich klage, werde ich aktiv und zeige es allen. Was ist richtig? Wo sehen Sie sich?
Nichts verschenken
Sie müssen es niemandem zeigen. Sie müssen niemandem etwas beweisen. Das Leben ist ein Geschenk. Es gehört Ihnen. Was müssen Sie? Sie müssen vor allem leben und manchmal ist ein Abbruch gut und vernünftig. Nur verschenken müssen Sie auch nichts. Wenn Sie viele Jahre – zuerst glücklich – in einem Unternehmen gearbeitet haben und es zuletzt erst unerträglich wurde, dann würden Sie mit einer Kündigung alle Ihre Trümpfe aus der Hand geben. Hier ist in der Tat eine gute Beratung sinnvoll, ehe Sie etwas Unüberlegtes tun. Was sich möglicherweise über Jahre aufgehäuft hat und im Mobbing endete, lässt sich nicht mit einem Handstreich entfernen oder rückgängig machen. Der Gang aus dem Tal der Tränen ans Tageslicht dauert mindestens so lange wie der in die Dunkelheit.
Soll ich bei Mobbing den Arbeitsplatz wechseln?
Häufig ist es eher ratsam, den Arbeitsplatz innerhalb des Unternehmens zu wechseln. Möglicherweise können Sie in einer anderen Niederlassung, einem anderen Bereich unbelastet von vorne anfangen. Auch hier ist eine anwaltliche Beratung sinnvoll, um sich eine Strategie zurechtzulegen, die Ihnen ermöglicht, dem Mobbing zu entgehen und dabei Ihre Vorteile im Unternehmen, die sie wegen Ihrer langer Zugerhörigkeit besitzen, nicht zu verspielen.
Was ist Mobbing?
Aber auch ein Wechsel, eine Kündigung, eine Klage lassen die Erfahrungen, auf die Sie im Rückblick gut und gerne verzichten möchten, nicht vergehen. Was Sie erlebt haben, bleibt. Wir Menschen haben kein Reset-Taste: Es gibt keinen Knopf auf den man drücken kann, der die Mobbing Situation verschwinden lässt.
Warum gerade ich?
Was ist dieses Mobbing? Warum muss es das geben? Warum muss es gerade mich treffen? Mobbing ist eine Situation, in die viel mehr Menschen geraten, als Sie es sich gerade vorstellen können. Es mag nur ein schwacher Trost sein, aber Sie sind nicht der einzige Mensch, der betroffen ist.
Ein gutes Zeichen
Dass Sie hier lesen und nach Antworten suchen, ist ein gutes Indiz dafür, dass Sie aktiv versuchen, das Mobbing hinter sich zu lassen. Sie wollen nicht länger Opfer sein und gehören bundesweit zu den etwa 30.000 Menschen, die im Netz nach Lösungen suchen – in diesem Fall das Wort MOBBING googlen.
Ist Mobbing am Arbeitsplatz strafbar?
Wenn Mobbing strafbar wäre, dann … Viele Taten sind strafbar und trotzdem gibt es sie weiterhin. Die Täter fühlen sich immer so gewitzt, dass gerade sie nicht erwischt werden. Die Aufklärungsquote bei Belästigung am Arbeitsplatz dürfte dabei auch gering sein, denn sie setzt voraus, dass der Vorfall angezeigt wird. Mit der Anzeige wird aber eine keine Lawine losgetreten und die möchte nicht jeder auslösen. Zu groß ist die Angst, dabei selbst überrolt zu werden. Der Ansatz der Strafbarkeit führt zur Beweisaufnahme und zu einem richtigen Kriminalfall. Wer hat wann was gesagt, mit welcher Absicht, mit welchem Hintergedanken. Diese Puzzlearbeit verlangt z.B. das Führen eines Mobbingtagebuches, was therapeutisch sehr wertvoll sein kann. Aber wollen Sie Ihre innersten Gedanken vor Gericht vorlesen, wollen sie, dass Ihre Worte Stück für Stück auseinandergenommen und auf ihre Richtigkeit geprüft werden? Wie soll ein Richter diese übermenschliche Arbeit leisten? Das sind wir wieder beim Übermenschen. Zu gerne träumen wir davon, dass jemand anderes für uns die Dinge richtet. Aus meiner Erfahrung als Anwalt kann ich nur sagen, dass eine Gesprächstherapie oder eine Gruppentherapie sehr gut und wirksam ist und in vielen psychologischen Praxen genau über solche Erfahrungen am Arbeitsplatz gesprochen wird. Dieses therapeutische Dampfablassen in einem geschützten Raum ist sicher sehr hilfreich, aber ob der Gerichtssaal dazu gehört?
Wir verbringen unser Leben auf Arbeit
Schließlich verbringen wir viel Zeit auf Arbeit, ein großer Teil unseres Lebens ist die Arbeit und birgt damit das Risiko von Mobbing. Machtkämpfe auf Arbeit. Buschfunk. Tuscheleien. Handgreiflichkeiten. Grenzüberschreitungen. Es gibt viele Umschreibungen für das eine. Mobbing heißt es noch gar nicht so lange.
Wie kann man sich bei Mobbing wehren?
Eine Therapie kann sicher helfen, sich besser zu wehren. Das Gefühl, die Situation wieder im Griff zu haben und nicht länger als Opfer dem Mobbing ausgesetzt zu sein. Das ist ein guter Weg. Nur eines sollte man nicht werden, handgreiflich. Dann geraten Sie plötzlich in die Täterrolle und die Anschuldigungen werden auf eine höhere Ebene gehoben, auf eine strafrechtliche. Es geht dann um Körperverletzung.
Lassen Sie sich nicht provozieren!
Mitunter, so kann ich aus meiner Erfahrung erzählen, wird genau daraufhin gearbeitet: Sie dazu zu bewegen, Dinge zutun, die Sie später bereuen und die dann endlich zum eigentlichen Ziel führen, Sie loszuwerden, Ihnen zu kündigen. Ja, manchmal hat Mobbing diesen Hintergrund. Warum auch immer, wird in manchen Betrieben so verfahren, um mißliebige Mitarbeitende zu feuern. Lassen Sie sich also bitte nicht hinreißen und lassen Sie Ihre verständliche Aggression woanders ab. Bitte nicht am Partner oder an den Kindern. Am besten beim Sport oder beim Musikmachen. Es gibt viele Möglichkeiten, Aggressionen sinngebend einzusetzen und sie sinnvoll zu kanalisieren. Nur eines ist klar, die angestaute Wut muss raus, immer nur wegdeckeln führt am Ende zu gesundheitlichen Problemen und ebnet Ihren Weg in den Burnout.
Wer hilft bei Mobbing am Arbeitsplatz?
Das Stichwort Burnout ist schon mal ein Fingerzeig bei der Beantwortung der komplexen Frage, was zu tun ist, wenn der Mensch am Arbeitsplatz gemobbt wird. Je nach Ausgangslage kann es verschiedene, auch mehrere Ansprechpartner geben. Wichtig ist es, mit Menschen zu sprechen und am besten noch mit solchen, die in der Materie stecken und einen ganzheitlichen Blick auf die Situation werfen können. Gewerkschaft, Coach, Chef, Anwalt, Partner, Mobbingberatung, Hausarztpraxis, Betriebsarzt. Die ärztliche Konsultation kann Ihnen Zeit verschaffen. Zeit, die Sie benötigen, um die Lage kurzfristig zu entschärfen und Ihnen einen Moment zum durchatmen zu geben.
Hilfe holen
Wichtig ist es überhaupt, sich Hilfe zu holen und einen Weg aus dem Sumpf zu finden, in dem Sie gerade stecken.
Der Arbeitgeber ist gesetzlich dazu verpflichtet, Mobbing am Arbeitsplatz zu verhindern und zu unterbinden. Der Arbeitnehmer hat ein Recht auf Schmerzensgeld, Ersatz von Behandlungskosten und Geldentschädigung. Der Betriebsrat, wenn vorhanden, ist zur Unterbindung des Mobbings verpflichtet. Das sind die gesetzlichen Vorgaben, aber was, wenn Betriebsrat und Vorgesetzte auf Seiten der Mobber stehen?
Wie soll man sich bei Mobbing verhalten?
Hier möchte ich zwei Situationen benennen:
A. Wie soll sich das Mobbing-Opfer verhalten?
Ein Mobbing-Opfer soll sich am besten gar nicht so verhalten wie erwartet. Ich kann dazu ein Beispiel aus meiner Jugend geben, als ich im Hausflur einer großen Neubausiedlung von einem Halbstarken mit einem Klappmesser bedroht wurde. Am hellichten Tag. Wenige Meter vor meinem sicheren Zuhause. Die Messerklinge klappte an meinem Hals auf und der Quälgeist erwartet von mir zehnjährigem, dass ich in Tränenn ausbreche und sich ihm füge. Er wollte mit mir auf die Wiese raus und mich abstechen, so seine Worte. Ich hatte Angst, aber dank meiner Eingebung ignorierte ich den Angreifer und ging förmlich ohne mit der Wimper zu zucken an ihm vorbei. Im Augenwinkel sah ich, wie er die aufgestellte Klinge seines Messers verwundert beäugte. Seit diesem Tag hat er mich in Ruhe gelassen. Was ich damit sagen will, ich habe eben nicht die Rolle des Opfers gespielt, sondern durch meine unvorgesehene Handlung dem Mobber einen Strich durch die Rechnung gemacht.
B. Wie sollen sich Kollegen verhalten, die das Mobbing nicht gutheißen?
Wenn sie selbst Erfahrungen wie oben beschrieben erlebt haben, werden Sie kaum zusehen, wie ein Kollege, eine Kollegin gemobbt wird. Vielleicht fehlt Ihnen der Mut, weil Sie eben nicht mehr zehn sind und um Konsequenzen für sich selbst fürchten. Wenn plötzlich die mobbende Partei sich auch gegen Sie stellt … . Mal ehrlich, wollen Sie aber in einem Betrieb arbeiten, in dem morgen Sie an der Reihe sind, wenn das Mobbing Opfer von heute nicht mehr zur Verfügung steht, weil es gekündigt oder sich krank gemeldet hat?
Bin ich selbst am Mobbing schuld?
Eine ganz knifflige Frage. Gerne hört mensch als Antwort ein nein. Bringt aber ein selbstzerfleischendes Ja einen wirklich weiter? Es gibt in der Natur nicht nur den Menschen. Es gibt auch die Tiere und auch bei denen gibt es Mobbing. Mobbing tritt immer dort auf, wo mehrere Tiere bzw. Menschen zusammenkommen.
Lesetipps
siehe dazu Mobbing im Hühnerstall
Meschkutat, B.; Stackelbeck, M.; Langenhoff, G.:
Der Mobbing-Report – Eine Repräsentativstudie für die Bundesrepublik Deutschland.
1. Auflage. Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH 2002.
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Forschungsbericht, Fb 951)
ISBN: 3-89701-822-5, Seiten 160, Papier, PDF-Datei
Klar, es gibt auch super Teams, in denen immer nur gute Laune und Sonnenschein herrscht. Aber häufiger gibt es eben Unstimmigkeiten und sozialen Neid. Alles Verhaltensweisen, die der Mensch gerne verdrängt und übersieht. Da kommt die berühmte Hackordnung ins Spiel und als Ventil oder Befreiungsschlag im sozialen Gefüge kommt es zu einer Attacke auf einen speziellen Mitarbeitenden, der vielleicht eine besonders geeigntete Angriffsfläche bietet.
Der Chef als Vorbild
Und genau wie bei sexuellen Übergriffen sorgt natürlich auch die Umgebung und das Verhalten aller Mitarbeitenden dafür, dass Mobbing erst möglich und es toleriert wird. Wenn überall Kalender mit Pinupgirls hängen, ist es leicht, mit zotigen Witzen über Mitarbeiterinnen herzuziehen. Wenn der Chef selbst gerne cholerisches Verhalten an den Tag legt, ist es nicht verwunderlich, wenn einzelne Mitarbeitende ihm nachäffen. Wundern Sie sich also in solchen Biotopen nicht über den Homo Mobbicus. Dann sind Sie frei von Schuld und es ist nur die Umgebung. Aber auch das stimmt nicht, natürlich werden Sie immer in irgendeiner Form beteiligt sein, denn Sie haben sich diesen Job ausgesucht und die Alarmglocken nicht rechtzeitig läuten hören. Sie merken, so dreht mensch sich gekonnt im Kreis, die Schuldfrage ist nicht die Lösung. Schauen Sie nach vorne und finden Sie Ihren eigenen Weg. Das wird helfen.
Wie komme ich aus dem Mobbing wieder raus?
Ein erster Weg ist die Suche nach der Lösung, dem Entfernen aus der Situation. Es ist das Beste sich zu lösen, gedanklich, emotional und lokal. Das heißt jetzt nicht, dass Sie sofort kündigen sollen. Sie brauchen Abstand. Wenn Sie sich Rat holen und merken, auch anderen ist ähnliches widerfahren. Und die anderen haben bereits die Etappe des Klagens und Sinnierens hinter sich. Sie haben möglicherweise eine neue Anstellung woanders, sie haben einen neuen Arbeitsplatz im gleichen Unternehmen, aber diesmal ohne mobbendes Umfeld.
Es gibt ein Leben nach dem Mobbing
Dann zeigt Ihnen das: es gibt ein Leben nach dem Mobbing. Mensch kann es überwinden. Es ist vielleicht wie in einer Beziehung, es kann jahrelang gut gehen ohne Komplikationen, es passt. Oder es passt eben nicht. Manche erleben so etwas nur einmal im Leben, manche immer wieder. Denjenigen, denen es immer wieder geschieht, sollten sich mit Abstand der Frage von oben stellen, ob Ihr Verhalten nicht Anteil am Mobbing hat. Möglicherweise liegt dort der Schlüssel und eine Verhaltensänderung kann Wunder bewirken.
Trauen Sie sich zu fragen
Trauen Sie sich diese Fragen zu stellen, seien Sie sich gegenüber ehrlich, es wird Sie weiter bringen. Mit dem Alter kommt die Reife und die Fragen aus der Jugend sind nicht mehr so erschütternd. Rein statistisch sieht es so aus, dass Mobbing vor allem Frauen mittleren Alters trifft. Das kann mensch unterschiedlich auslegen. Ich neige dazu, es positiv zu sehen. Mobbing tritt in allen Altersgruppen auf, bei allen Geschlechtern und hier meine ich auch ganz bewusst die Geschlechter ausserhalb der traditionellen zwei Rollen von Mann und Frau. Alles was in der Gesellschaft nicht als Norm gilt, bietet Angriffsfläche und damit einen Ausgangspunkt für Mobbing. Das als Schlenker.
Frauen bringen mehr Mut mit
Positiv ist, dass Frauen mittleren Alters durch Ihren Gang in die Öffentlichkeit nicht länger in der Opferrolle verharren und aktiv werden. Nach außen scheint es vor allem diese Gruppe zu sein, die betroffen ist. Ich denke aber, dass diese Gruppe eben einfach mehr Mut mitbringt. Im fortgeschrittenen Alter weiß mensch besser, was einem gut tut und was nicht. Hat mensch bis dato Mobbing als Gott gegeben geschluckt, tritt mensch jetzt auf die Bremse und sucht sich Rat. Z.B. auf einer Mobbing-Ratgeber-Webseite wie dieser.
Ich habe gemobbt – soll ich mich entschuldigen?
Es soll auch Menschen geben auf der anderen Seite der Medaille, die Einsicht zeigen. Menschen, die mitgemacht haben, sich haben mitreißen lassen, aber auch aktive, die beim Mobbing ganz vorne mit dabei waren. Schön, dass auch solche Menschen Einsicht zeigen. Vielleicht aus Angst vor Strafbarkeit (s.o.), vielleicht aus Mitgefühl oder Furcht, selbst einmal zum Ziel von Angriffen zu werden. Die Motive mögen unterschiedlich sein, aber wer ist schon frei von Schuld? Jeder Mensch verdient eine zweite Chance. Auch der Mobbende. Eine Entschuldigung, wenn sie nicht nur auf Druck eines Vorgesetzten oder einer Vorgesetzten erfolgt, ist ein guter Schritt. Ob der gemobbte Mensch sich damit zufrieden gibt, steht auf einem anderen Blatt. Auf alle Fälle kann eine Entschuldigung auch eine Vorbildfunktion für andere haben, die beim Mobbing mitgemacht oder blinden Augen zugesehen haben.
Mobbingopfer haben Rechte!
Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es in Deutschland kein allgemeines Anti-Mobbinggesetz. Aber auch in Deutschland ist Mobbing strafbar. Es gilt als Eingriff in das Persönlichkeitsrecht eines Menschen. Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes halten ihre schützende Hand über die Bürger Deutschlands.
Im Fall von Mobbing können Sie grundsätzlich folgende Paragrafen des Strafgesetzbuches anwenden:
- Beleidigung (§ 185 Strafgesetzbuch)
- übler Nachrede (§ 186 Strafgesetzbuch)
- Verleumdung (§ 187 Strafgesetzbuch)
- Körperverletzung (§ 223 Strafgesetzbuch)
Auf das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) können sich Mobbingopfer beziehen, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie wegen Ihrer ethnischen Herkunft, Ihres Geschlechts, Ihrer Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, Ihres Alters oder Ihrer sexuellen Orientierung Diskriminierungen erfahren.
Daneben kann für Mobbing-Opfer das Beschwerderecht nach dem Betriebsverfassungsgesetz (§84 I BetrVG) zum Einsatz kommen, durch das sie sich bei Ihrem Arbeitgeber über eine ungerechte Behandlung beschweren können. Der Arbeitgeber muss die Beschwerde prüfen und u.U. für eine Verbesserung der Situation vor Ort sorgen. Gibt es einen Betriebsrat besteht die Möglichkeit nach §85 I BetrVG sich an diesen zu wenden. Der Betriebsrat muss sich dann mit dem Arbeitgeber besprechen und für Klärung sorgen.
Überhaupt unterliegen Vorgesetzte der arbeitsrechtlichen Fürsorgepflicht und haben dazu ähnlich wie ein Schiedsrichter im Fußball ein eigenes Werkzeug. Sie können nach dem Prinzip der Gelben oder Roten Karte wählen zwischen
- Ermahnungen
- Abmahnungen
- Versetzung
- Kündigung
Jetzt guten Rat vom Mobbing-Experten für Arbeitsrecht holen.
Fachanwalt für Arbeitsrecht, Georg Wenning, ist Ihr Ansprechpartner in Fragen rund ums Mobbing am Arbeitsplatz.